Freitag, 30. Dezember 2022

Ein Jahr geht zu Ende..

 Ein Jahr geht zu Ende

Voll Trübsal und Dunkel

Voll Freud und Gefunkel

Kommt endlich die Wende


War´s glücklich, war´s recht

War´s traurig, war´s nett

War´s ärmlich, war´s fett

Wer weiß sowas echt 


Ich denk mir dabei

Mal auf und mal ab

Es hielt mich auf Trab

Zum Glück geht´s vorbei




Es riecht nach Schnee...

 Es ist noch keine Woche her da hat mich der Xellsbeer mal wieder besucht. Ganz schläfrig war er. Konnte kaum noch die Augen offen halten. 

"Junge bist du dick geworde"

"Winterspeck eben"

"Ob das gesund ist? Ich weiß nicht"

"Bis im Frühjahr ist das wieder weg. Bestimmt!"

"Das sagen Sie alle."

"Du mußt gerade reden. Du bist doch derjenige von uns beiden, der im Herbst futtert und dann den ganzen Winter über verschläft."

"Ja eben... Aber du ja nicht. Ich mache mir da echt sorgen. Jetzt kenne ich Dich schon so lange aber den Winterverschlafen hast Du noch nie."

"Ich weiß, ich Weiß! Aber dieses Jahr wars auch schwierig. Erst hat mich Corona ins Bett gefesselt und dann ging garnichts mehr."

Der Xellsbeer schmunzelt verschnitzt. Warum gibst Du der Corinna auch ein Seil? Selbst schuld."

"Du Quatschbär, doch nicht Corinna - Corona! Ich war so krank wie noch nie im Leben. Lag eine Woche im Bett und hatte Fieber. Und seither geht garnichts mehr. Ich kann nicht mehr springen oder Treppensteigen. Bin sofort total durchgeschwitzt. Und aus diesem menthalen Loch komme ich auch nicht mehr heraus. Ganz furchtbar. Kein Wunder, daß ich da immer dicker werde." Tränen steigen mir in die Augen. "das ist wie eine emotionale Schutzschicht."

"Du meinst wohl eher eine emotionale Speckschicht."

"Du - ich finde das nicht nett, daß du auch noch Salz in meine Wunde streust. Glaubst du ich fühle mich dabei gut?"

"Tschuldigung. Es kann hald nicht jeder so gut aussehen mit Winterspeck, wie ich. Mein Fell ist ja auch viel plüschiger."

"Ja - das macht es auch nicht besser ich fühle mich fett und hässlich und alt"

"Nun komm - so alt bist  Du doch noch garnicht."

"Danke"


Als ich nun Vorgestern aus dem Fenster sah konnte ich die erste Schneeflocke sehen. Seit Tagen war es beißend kalt. Und heute...? Heute schneit es das erste mal so richtig dick. Mit Schneeflocken wie Wattebäusche. Er bleibt liegen und die Straßen werden zunehmend weiß. Ach wie herrlich. Ich denke gerade noch an den Xellsbeer und frage mich ob er wohl schon in seiner Höhle liegt und friedlich schnarcht. Da taucht er zwischen den Bäumen auf. 

"Ich dachte mir, daß du den ersten Schnee wieder anschaust wie dein eigenes Kind. Das wollte ich mir anschauen, bevor ich schlafen gehe."

Und tatsächlich machen wir mit dem ersten Schnee eine Schneeballschlacht. Meine Kinder machen auch mit. Ach wie herrlich. Gegen 4 wird es dunkler und schließlich gehen wir rein und trinken einen heißen Kakao. Die Füße am Kachelofen in den Händen dampfende Tassen und beobachten wie die Schneeflocken vom Himmel kreiseln. 

"Ist das nicht der Himmel?" 

"Nein. Der Himmel ist für mich, wenn ich jetzt dann nach Hause in meine Höhle komme und mich in mein Blätterbett kuscheln kann und dann schlafe. Das ist der Himmel."

Damit steht der Xellsbeer auf und nimmt mich ganz fest in den Arm. 

"Mach´s gut kleiner. Ich bin ja mal gespannt ob ich im Frühling nur noch die Hälfte von Dir sehe. Komm auf die Füße. 


Donnerstag, 29. September 2022

Happy Birthday to me...

 Happy Birthday to me...


Heute hat der Xellsbeer Geburtstag. Unglaublich 14 Jahre ist es nun her, seit unser flauschiger Freund das erste mal das Licht dieser Welt erblickt hat. Wie die Zeit vergeht. Und keinen Tag älter schaut er aus. Unglaublich...

"Ja bist Du aber groß geworden! Ja ja ! Aus Kinder werra Leut!" sagt die Tante und kneift den Xellsbeer in die Wange. "Und noch genauso dickköpfig wie immer!" brummt es aus der zweiten Reihe. Der Onkel, der immer was am Xellsbeer auszusetzen hat ist auch dabei. Er trägt missmutig das große Geschenk. "Und ganz schön fett ist er geworden." Mit suchendem Blick quetscht er sich am Geburtstagskind vorbei, schaut  wo er die Last abladen kann und denkt: was für eine Verschwendung diesem Ding ein Geschenk zu kaufen. Schade um das Geld, wo doch eh alles so teuer geworden ist. Es wird Zeit für ein Bier. Wie ? nur Saft? Und Rauchen darf man auch nicht. Gott was ist nur aus uns geworden. Die gute alte Zeit...

Später geht es heiß her am Kaffeetisch. Jeder erzählt was im Sommer alles war. Wie teuer alles geworden ist. Und was noch alles auf uns zukommt. Die da oben.... der Putin ....  und überhaupt...  

Dem Xellsbeer wird es irgendwann zu viel. Eine ganze Weile sitzt er ruhig dabei, ißt seinen Kuchen und freut sich, daß endlich wieder mal die Sonne scheint. Nachbars Katze sitzt auf dem Zaun und sonnt sich. Ach wie gerne würde er mit ihr tauschen. Sie hat ihre Ruhe. Muß sich keine Sorgen machen. Ihre Mäuse sind noch so viel wert wie letztes Jahr und machen noch genauso satt. Wie gerne würde sich der Xellsbeer gerade in den Laubhaufen vor seiner Höhle fallen lassen und in den Tag hinein träumen. Aber die Gäste sind doch alle extra zum Geburtstag gekommen. Da kann man doch nicht...

Warum nicht? Sie unterhalten sich doch gut untereinander. 

Niemand bekommt mit, wie der Xellsbeer plötzlich verschwindet. Sein Platz ist auf einmal leer. Tante Mechthild setzt sich gedankenverloren dort hin, damit sie mit Schwägerin Rose ein neues Rezept für Apfel-Pekanuss-Kuchen austauschen kann ohne gegen den gesamten Diskusionslärm anschreien zu müssen. Auch mir fällt es nicht gleich auf. Als ich mich umschaue suche ich auf der Toilette, in der Küche und schließlich im Garten. Endlich ziehe ich mir Mantel und Schuhe an und mache mich auf den Weg. Er liegt genau da wo ich ihn letztendlich vermutet habe. Vor seiner Höhle. Mitten im in einem riesigen Haufen Herbstlaub. Ein dicker Sonnenstrahl ist direkt auf ihn gerichtet, als hätte jemand einen Scheinwerfer auf ihn gerichtet. Glücklich und zufrieden lächelns reckt er sein Gesicht und seinen Bauch, der tatsächlich in den letzten 14 Jahren ein gutes Stück gewachsen ist der Wärme entgegen. Saugt regelrecht alles Schöne in sich hinein und ist rundum zufrieden. 

Einen Augenblick schaue ich ihm zu. Ja er machts richtig. Keine Sorgen. Ihm gehts gut. Er gnießt den Moment. Er hat Recht. Sorgen kann man sich machen wenn die Probleme da sind. Davon will ich mir eine Scheibe abschneiden. Ich gehe zu dem Haufen, sage: "Hey rück mal ein Stück!" und lasse mich zu ihm in das weiche Blätterbett fallen. Der Xellsbeer schiebt mir seinen Arm unter und drückt mich kurz. Ein großer Schwall Glück und Zufriedenheit durchströhmt mich. Mein Gott gehts uns gut. Ohne schlechtes Gewissen. Gerade weil ich weiß wie schlimm es in der Welt vermeintlich ist genieße ich für ein paar Augenblicke diese Ruhe in seiner Alles-ist-gut-Oase.

"Danke." sage ich leise. 

"Sehr gerne" sagt der Xellsbeer.