Mittwoch, 29. Oktober 2008

wußten Sie schon?

Wußten Sie schon, daß ich schwul bin? Nein? Ich auch nicht. Aber alle anderen wissen es. Neulich habe ich einem Bekannten erzählt, daß ich mich frisch verliebt habe. In diese Hübsche neulich mit der traurigen Blick. Er schaute mich ganz seltsam an und fragte: "In wen?"
"Na die Blonde, die wir neulich in der Bar gesehen haben. Du weißt doch!" Darauf meinte er:
"Aber du bist doch schwul!?!". Da fiel mir schon ein wenig das Gesicht herunter. Wie kommt der denn auf so was? Ich war aus dem Häuschen. "Wie bitte? Wie kommst du denn darauf?" fragte ich. Er meinte, daß sagen doch alle. Ich stand auf und ging. Zu Hause rief ich eine gute Freundin an und erzählte ihr was mir komisches passiert ist, daß der Erich mich für schwul hielt. Da meinte sie: "Ach bist du das nicht?" Ich mußte auf legen. Wie kommen die denn alle auf so was? Egal wem ich davon erzählte; überall die gleiche Reaktion! Zumindest fast. Zum Schluß rief ich bei meiner Mutter an und fragte sie ob sie wisse, daß ich schwul sei.
"Ach Junge ich habs ja schon lange befürchtet, aber ich finde es ja gut, daß dus mir endlich erzählst. Ich habs ja schon früher immer gedacht, als du dich einfach nicht für Mädchen interessiert hast. Aber da du nach deiner Scheidung so überhaupt keine Beziehung mehr hattest war ich mir fast sicher. Und neulich hat mich ja die Frau...." Ich mußte mal schnell den Hörer fallen lassen. UNGLAUBLICH!
Keine 10 Minuten später klingelt mein Telefon. Meine Schwester! "Mensch Xellsbeer, daß du endlich der Mama die Wahrheit erzählt hast finde ich Klasse. Ich wollte dir nur sagen, daß ich voll hinter dir stehe und dich immer noch genauso lieb habe wie vorher und ... und .... und"
Ich war mittlerweile beeindruckt mit was für liberalen Menschen ich in meinem Umfeld gesegnet war. Alle redeten seit Jahren mit mir obwohl sie mich für schwul halten. Klasse.
Mein Hirn ratterte und fing an zu grübeln, was wohl die Leute dazu treibt so etwas über mich zu denken. Daß ich letztes Jahr zusammen mit einem anderen Singelfreund im Balett war hatte ich fast nicht erzählt. Sicher kenne ich einige Schwule unserer Stadt, die immer am einen Ende der Theke in meiner Stammkneipe stehen und rumtucken. Die haben mich nie gestört und ich fand sie immer ziemlich locker drauf. Es gab nie dumme Sprüche oder irgendeine Anmache. Ganz entspannt eben. Als ich am folgenden Samstag wieder in der Runde stand fragte ich: " Sagt mal, Wisst ihr eigentlich auch, daß ich schwul bin?" da schauten sie sich an und sagten alle wie aus einem Munde " Ja! Wir dachten immer du bist mit dem Typ zusammen, mit dem du immer ins Kino gehst". UNGLAUBLICH! Mein Freund Steffen ist seit 5 Jahren verheiratet und das glücklich und hat Zwillinge!
Manchmal glaube ich ich lebe in einer anderen Welt. In der einen Welt zählt jeder Klatsch und Tratsch mehr als die Wirklichkeit. Jemand stellt eine Behauptung auf und sofort wird dieser Stempel verbreitet und herumgetratscht und wird in der allgemeinen Meinung zur Wahrheit. Alle sagen, daß ich schwul bin also bin ichs auch.
Und dann gibt es noch meine Welt, oder besser meinen Wald, in dem Ich glücklich und zufrieden vormich hin lebe und zum Glück nicht mal Ansatzweiße weiß, was alle anderen über mich wissen.
Gott sei dank weiß die hübsche Blonde nichts von alledem. Oder? Ich habe sie sicherheitshalber mal vorsichtig gefragt, als wir uns das nächste mal sahen. Sie meinte nee sie halte mich nicht für schwul. So ein Quatsch. Ich sei Bi und sie findet es cool und sexy. Seit her sind wir ein Paar. Ich habe sie nicht aufgeklärt. Wozu auch. Sie fährt voll auf mich ab, so wie sie mich sieht. Das will ich ihr auf keinen Fall zerstören.
Ist der Ruf erst ruiniert lebt sichs gänzlich ungeniert.

Der erste Schnee!

Heute Abend hat es zum ersten mal geschneit. Dicke fluffige Federflocken tänzeln zur Erde nieder. Zum ersten mal bleiben sie auf der Straße liegen. Sie schmilzen nicht, sondern bilden erst kleine Häuflein aus weißen Federflocken dann eine ganze Landschaft und zum Schluß, morgen früh ist alles dick mit fluffigem Weiß bedeckt. Wie herrlich ist es, dem Schnee bei der Arbeit zu zu sehen. Ich kann garnicht anders. Ich muß einfach rausgehen und mein lieblings Schneespiel spielen: keine Schneeflocke darf auf meiner Nase landen. So bin ich früher immer in die Schule gelaufen. Heimzus habe ich versucht so viele Schneeflocken mit dem Mund zu fangen, daß es für einen großen Schluck Schneewasser reichte.
Die Welt wird still. Alles hört sich wie durch einen Schalldämpfer an, nur das Knarzen des Schnees unter meinen Schuhen ist zu hören. Herrlich.
Mein Hemd weicht langsam durch und ich friere. Es wird Zeit meinem Sohn den Schnee zu zeigen. Den ersten Schnee des Jahres. So etwas schönes kann man doch nicht verschlafen. Ich gehe in sein Zimmer, um ihn zu wecken. Ich setze mich ans Bett und streiche über die Decke. Doch leider ist er nicht da. Er kommt erst nächstes Wochenende wieder - für 3 Tage!.
Also nehme ich eben Blue seinen Schmußehund um ihm das Schönste auf der Welt zu zeigen.
Den ersten Schnee darf man nicht verschlafen. Den ersten Schnee des Jahres muß man jemandem zeigen. Sein Schmußehund legt die Arme um meinen Hals und kuschelt sich an meinen Hals. Ich trage ihn ans Fenster ziehe den Vorhang zurück und zusammen betrachten wir, wie die Schneeflocken tanzend auf den Balkon fallen, wie der Sandkasten unter dem Schnee verschwindet, wie die Welt langsam ganz weiß wird. Weiß und still. Ich muß ihm versprechen, daß ich morgen nicht ohne ihn zum Schneeschippen gehe. Dann starren wir in die Kreisel und Wirbel der Flocken, bis ihm die Augen zufallen und ich ihn ins zurück ins Bettchen bringe.
Als ich die Türe schließen will dreht er sich nochmals um und sagt verschlafen: "Danke Papa" ohne die Augen nochmal zu öffnen.
Junge Junge bin ich verrückt!!!

Samstag, 18. Oktober 2008

Hausaufgaben

Entstanden währen mein Sohn ein Gedicht über den Herbst dichten sollte:

Für Felix
Ich sitze an diesem Gedicht,
Doch reimen kann ich nicht.
Viel lieber würde ich Äpfel klauen
Und noch lieber Mädchen verhauen,
Aber das kann ich nicht,
Ich sitz ja an diesem Gedicht.

Drachen lise ich fliegen!
Beim Fußball würde ich siegen!
Leider geht das nun nicht,
ich sitz ja an diesem Gedicht.

Ich flöge in Blätterhaufen!
Mit Freunden würde ich raufen!
Nur kann ich das alles nicht,
Ich sitz ja an diesem Gedicht.

Pilze suchte ich im Wald!
Zwetschgen würden bei mir nicht alt!
Auch dieses kann ich nicht:
Ich sitz ja an diesem Gedicht.

Die Vögel nach Süden begleiten!
Freunde zum Schwänzen verleiten!
Nur alles das kann ich wirklich nicht
Ich schreibe ja dieses blöde Gedicht

Ich hab dich trotzdem lieb!

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Entscheidungen

Ich liege gerade in der Herbstwiese und lasse mir die Sonne auf den Bauch brennen. Ich genieße die bunten Blätter an den Bäumen und das Summen der Bienen um mich herum, die die letzten Pollenhößchen fürs Frühjahr nach Hause tragen. Meine Gedanken flattern durch den Wind und verfangen sich plötzlich in den Ästen der beinahe kahlen Buchen am gegenüberliegenden Rand meiner Lieblingslichtung, bei der Überlegung, ob ich mir ein Honigbrot schmieren sollte oder einfach noch eine Weile faul den behaglichen Nachmittag genieße. Mein Hirn stolpert über das Wort "Entscheidung". Es hat ja wohl recht wenig mit der Scheidung einer Entehe zu tun. Es heiß wohl so, weil irgendwas endgültig durch eine Entscheidung geschieden wird. "Ent-Scheidung"! Zwei Wege teilen sich. Unweigerlich wird eine Möglichkeit von der anderen getrennt. Für Xellsbeeren gibt es ja jeden Tag tausende von Entscheidungen: Ob ich aufstehe oder noch ein Stündchen weiter döse, ob ich meine Unterhose noch eine weitere Woche trage oder schon heute eine andere anziehe und dann die mit oder die ohne Loch.
Entscheidungen können einem den Tag zur Hölle machen, denn sie ziehen wie man sieht tausend neue Entscheidungen nach sich.
Manchmal erkennt man die Auswirkungen einer Entscheidung erst viel viel später; oder garnicht. Ich weiß immer noch nicht, ob das Knoblauchbrot oder das Nichtrasieren schuld daran war, daß mich dieses süße Xellsbeermädchen neulich nicht küssen wollte. Vielleicht lag es ja auch nur daran, daß ich mich nicht entscheiden konnte sie anzusprechen, bevor sie nach 3 Stunden ging. Entscheidungen deren Auswirkungen nun mal unmöglich vorhersehbar sind...

Aus diesem Abend habe ich gelernt, daß man Entscheidungen treffen muß. Sich für das Eine oder die Andere zu entscheiden ist garnicht so schwer. Man muß sich dessen nur genau bewusst sein. Deshalb werde ich jetzt auch aufstehen und mir ein Honigbrot streichen und mich dann wieder in die Sonne legen.
Schönen Herbst noch.

Freitag, 10. Oktober 2008

REchtschreibfeler

Als ich zu schreiben begann gab es in unserem Deutschbuch einen Fehlerteufel namens Uli. Er machte alle möglichen und unmöglichen Rechtschreibfehler um uns Schülern zu zeigen, wie man´s nicht macht. Er begleitete uns durch die ersten beiden Jahre des Schreibenlernens und als er uns im 3. Schuljahr verlassen sollte hat er sich bei mir eingenistet. Ganz heimlich versteckte er sich zunächst hinter meinem linken Ohr und brachte mich dazu alle möglichen und unmöglichen Rechtschreibfehler zumachen. Während der Mathestunden saß er gemütlich in meinem Nacken und träumte von endlosen Aufsätzen und Diktaten, in denen ich kaum ein Wort richtig zu schreiben vermochte. Im Förderuntericht hielt er mir krampfhaft beide Ohren zu und verhinderte fieberhaft, daß auch nur die kleinste Eselsbrücke in mein Gehirn vordringen konnte. So kam es wie es kommen mußte: Diktate mit 20 bis 30 Fehlern brachten nur meine Lehrer an den Rand der Verzweiflung. Mit meinen Aufsätzen glich ich einen Großteil der 6er aus den Diktaten wieder aus. Es reichte trotzdem nur auf die Hauptschule. Was solls.
Irgendwann fand Uli dann den geheimsten aller Geheimwege, die Pforte ins Inneremeines Kopfes. Er machte sich in meinem Gehirn breit, massierte meine Rindenwindungen und zupfte an den Nervenenden (meiner Eltern!). Er spielte mit den Neurotransmittern Billard und badetet in Endorfinen. Niemand glaubte mir, daß ich für diese ganzen von mir fabrizierten Fehler garnichts kann,daß ich viel mehr vom (Fehler-)Teufel besessen bin. Nein ich wurde als dumm und faul abgestempelt. Uli wurde zu einem Teil von mir und ging gänzlich in mir auf.
Irgendwann hörte und spürte ich ihn nicht mehr und bekam eine kleine Pause von seinen Einflüsterungen. Er fand andere interessante Dinge in meinem Kopf um die er sich kümmern konnte. Meine Abschlußprüfung, das Autofahren, meine Ehe, und so wurde doch irgendwann meine Rechtschreibung besser, wenn auch nicht mein Leben, denn die Fehler verteilten sich ja jetzt auf andere Dinge.
Doch eines Tages spürte ich ihn wieder. Er tanzte auf dem Amügdala Cha Cha und tauchte voll Inbrunst in meine Gehirnwindungen ein, als er hörte, daß die Rechtschreibung reformiert werden sollte. Welch ein Fest für einen Fehlerteufel. Noch heute habe ich am 16.4. ein schwindeliges Gefühl im Kopf. Der Tag an dem Uli zum ersten mal von der Rechtschreibreform erfuhr wird noch heute ausschweifend gefeiert.
Ein zweites Aufschreien ging durch meinen Schädel, als Uli durch mich das Internet entdeckte. Jene unendliche Weite ohne jegliche Regel und Vorschrift, jene rechtschreibfreie Zone in der jeder schreiben kann wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Ein Paradies für Fehlerteufel. Der Himmel für meinen Uli. Ewige Glückseligkeit, wahrhaftige Erfüllung aller Fehlerteufelträume. Unendliches Toben und Tirilieren drang durch meine Finger. Kribbeln und Zucken erfüllte meine Hände, wenn ichmein Lieblingsforum öffnete. Unfassbare Zufriedenheit umfängt mich, wenn ichwieder eine komplett kleingeschriebene Email versandt hatte.
Doch alles findet einmal sein Ende: Firefox hat bei mir ein automatisches Rechtschreibprogramm installiert. Jeder Fehler wird erbarmungslos angezeigt. Alles automatisch berichtigt. Kaum Chancen auf Fehler. Plötzlich hatte ich tierische Kopfschmerzen. Da wurde mir bewusst, daß heute mein Fehlerteufel vor geplatzt ist. Leider genau in der Gegend meines Hirns, die zuständig ist für richtiges Schreiben. Somit hat er doch och seinen Lebenszweck unauslöschlich ollbracht und mich damit versehrt. Mein Hirn verwundet. Mein Rechtschreibbewußtsein zerfetzt.
Wer also einen Rechtschreibfehler findet darf ihn gehalten und sollte in stiller Trauer meinem Fehlerteufel dendenken.

In Memoriam
Uli

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Alles Xellsbeeren

Was bewegt eigentlich Menschen einen Laden zu betreten und zu fragen:" Gell sie haben geschlossen!" Wobei diese Frage ja eher eine Behauptung ist als eine Frage. Oder den Koch im Restaurant zu fragen: " Gibt´s auch was zu essen?" oder in einem komplett leeren Restaurant: "Wo dürfen wir uns denn hinsetzen?" Manchmal kann ich das mit Humor nehmen und antworte: "Also im Normalfall setzen sich die Leute auf die Stühle und auf die Bänke. Auf den Tischen haben wir es nicht so gerne!" oder "Aber natürlich gibt es was zu essen wir haben ja nur auf Sie gewartet!" oder "Wenn zu wäre, hätten Sie es nicht hier hereingeschafft." und lächle dazu.
Aber manchmal da könnte ich ausrasten und schreien: "Natürlich an die Tische Sie Dummschädel oder wollen Sie im Stehen essen?" oder "Nee du dumme Kuh ich bin nur zur Zierde da und hab diese bescheuerten Klamotten nur an um im Dunkeln nicht verloren zu gehen!" oder "Kann man noch dämlicher fragen. Die Tür ist offen, Licht brennt sogar am hellichten Tag! Wie in dreiteufelsnamen kommen sie darauf, daß wir geschlossen haben sollten?" Was mag in solchen Leuten vorgehen? Vor allem in denen, die mit diesen immer gleichen Fragen jedesmal wiederkommen? Ob das einfach eine seltendämliche Angewohnheit ist? Oder ihre Art ein Gespräch anzufangen? Oder der zweifelhafte Versuch freundlich zu sein?
Was geht in diesen Menschen vor, wenn sie andere Geschäfte betreten, zum Beispiel einen Supermarkt zu einem überlasteten Verkäufer ? "Haben Sie geöffnet?" Oder beim Arzt ? "Gell ich muß Sterben!" Oder auf einem leeren Parkplatz: "Wo darf ich denn hinparken?"
Zu viele Möglichkeiten - nicht erfüllte Erwartungen- unfassbare Umwelt!
Richtige Xellsbeeren. Man könnte gerade Mitleid bekommen: "Gell Sie sind schon ein bißl bleed?"