Samstag, 2. März 2024

Ein Anderer

 Hey Xellsbeer

"Lange nicht mehr gesehen. Na? Haben Dich die ersten Sonnenstrahlen aus dem Winterschlaf getrieben? Was soll das heißen, Du hättest mich beinah nicht wieder erkannt? Ich sehe doch noch genauso aus wie vor einem halben Jahr!"

"Kleiner Du hast Dich verändert. Du bist doch nur noch die Hälfte und die Tränensäcke sind auch nicht mehr da. Was ist passiert?"

Da muß ich lachen. Ja ich habe 20 Kilo abgenommen, seit Weihnachten. Klar sieht man das. Und es tut wirklich gut. Meine Trauer habe ich abgelegt. Endlich konnte ich mal los lassen. Ich habe mich selbst gefunden. Mein Ich war ganz schön verschüttet. Aber ich habe es gefunden. Zuerst hatte nur die Nasenspitze herausgeschaut. Mit ein wenig graben kamen dann auch der Kopf und die Schultern zum Vorschein. Bis zu den Knien habe ich es nun geschafft. All das Geröll, den Müll und die schlechten Gedanken beiseite geräumt. Langsam halte ich es wieder bei mir aus. Schön hier. Die Füße muß ich noch ausgraben. Deshalb stolpere ich manchmal noch ein wenig. Aber das Barfußgehen hilft dabei. Auch mitten im Schnee. Was tut man nicht alles um den Kopf frei zu bekommen? 

"Wenn´s hilft?" meint der Xellsbeer und nimmt mich mal fest in den Arm. Oh wie ich das vermisst habe.

"Aber hey Kumpel. Nach 4 Monaten Schlaf hast Du wirklich ein Bad dringend nötig."

Kaum habe ich das gesagt liege ich schon in der Wiese. Hat er mich einfach umgeboxt? Ach ich bleibe einfach liegen, schließe die Augen und genieße die ersten Sonnenstrahlen, nach langen Wochen des Regens. Wie gut das tut. Ganz achtsam. Wärme, Liebe, Geborgenheit. Alles auf einmal. 

Herrlich!

Bis ich plötzlich ganz naß bin. Der Xellsbeer ist aus dem Pool gestiegen und hat sich ordentlich geschüttelt. 

"Na dann!" meint er "Lass uns mal dein neues Leben genießen!"

Dienstag, 27. Februar 2024

Kontrolle

 Mein Leben gehört mir.

Das habe ich so gelernt.

Du wolltest unseres nicht mehr. 

Aber gehen wolltest Du auch nicht.

Damit kann ich leben.

Bin locker über Dich weg. 

Warum glaubst Du immer noch Du hättest Macht über mich?

Könntest mein Leben noch kontrollieren. 

Verbrenne Dir ruhig die Finger daran.

Es sind ja deine.

Ich zeige Dir wo meine Grenzen sind.

Habe längst keine Angst mehr vor Dir.

Auch wenn Du es nicht glaubst.

Ich habe meine Flügel ausgebreitet,

Bin weg geflogen.

Weit, weit weg

Was Du dort unten rumkomandierst, 

Ist nur noch Deine Projektion. 

Freitag, 16. Februar 2024

Begleiter



Hey Xellsbeer
Ich wußte lange nicht wer Du wirklich bist. Du warst immer ein Kumpel mit dem man über alles reden konnte. Ich dachte ich muß Dir die Welt erklären, weil Du nicht weißt wie es hier läuft. Irgendwann habe ich schließlich kapiert, daß eigentlich ich der Xellsbeer bin, der keine Ahnung hat was abgeht und wie die Welt tickt. Du hattest mich längst an die Hand genommen und mich auf einen Weg zurück zu mir selbst geschickt. Du wurdest mein Führer durch dunkle Zeiten, ganz tiefe Täler und hast mich schließlich gerettet. Vor der Welt, vor dem Bösen und vor mir selbst.
Ich wollte mal Danke sagen. 
Für dein Ohr und deine Schulter
Für dein Lachen, deine Umarmung und dein großes Herz.
Dafür, daß Du mich sein läßt wie ich bin und wenn niemand mehr an mich glaubt, glaubst Du an mich. Wenn ich nicht mehr weiß wohin es gehen soll, zeigst Du mir den Weg. 
und wenn ich mich nicht lieben kann tust Du das auch für mich. 
Ich weiß nicht wo ich stünde, wenn es Dich nicht gäbe. Sogar jetzt wo Du eigentlich Winterschlaf hälst bist Du da, wann immer ich Dich brauche und das ist gerade ganz schön oft. Das tut so gut. 
Dafür ein ganz dickes 


                        DANKE!
 



und ein ich liebe Dich.

Sonntag, 3. September 2023

Gedanken

Die Gedanken treiben fort
Malen bunte Bilder
Tragen mich von hier nach dort
Werden immer wilder
Da ertönt ein sachter Ruf
Ganz von fern in mir
Wo willst du hin?
    Wo willst du hin?
Ich bin doch längst schon hier

Mittwoch, 7. Juni 2023

Mensch Kumpel

 

„Mensch Kumpel was ist los?“ fragt mich mein Xellsbeer. Er legt mir die Hand auf die Schulter. Seine schwere warme Hand, die mir immer wieder das Herz öffnet.

„Nichts.“ sage ich und meine: mit mir ist gerade nichts los. ER versteht mich. Nicht wie alle anderen, die zum normalen Tageschaos übergehen und irgendeinen belanglosen Scheiß daherreden. Einfach damit die Leere gefüllt ist. Vielleicht auch um in Kontakt zu kommen aber nicht um tiefgründige Gespräche zu führen. Danach wäre mir.

„Warum?“

„Wir vergeuden unsere Zeit“ sage ich ihm. „im Idealfall tun wir belanglose Dinge: Kaufen etwas. Essen etwas. Reden etwas. Nur um die Leere in uns nicht spüren zu müssen. Bloß nichts Tiefgründiges. Nichts was an der Blase kratzt, die alles einsperrt. Wir glotzen stumpfsinnige Fernsehsendungen um zu sehen, wie wir sein sollen. Machen laute Partys, damit wir nicht hören müssen, wie still es in uns ist. Wir betrinken uns um die Angst zu betäuben. Wir verfolgen das Leben der anderen um nicht sehen zu müssen wie trostlos das unsere ist.“

„Oh Weltschmerz?“

„Nein, kein Weltschmerz. Lebensschmerz! Ich habe ein Buch gelesen über ein altes Ehepaar, daß, gefangen in Routinen sich aus den Augen verloren hat. Ihre Beziehung basiert auf „…es war einmal..“ Im Jetzt lebt jeder sein eigenes kleines Leben und wenn diese sich kreuzen splittert es. Erst die Hochzeit der Tochter bringt sie zum Grübeln und schließlich dazu ihre Liebe zueinander wieder zu finden. Doch gerade als sie das wieder entdecken stirbt einer von beiden. Welch eine Dramatik. Sonst wäre es ja auch nur ein normales Buch über ein normales Leben. Wer will das schon lesen. Aber es macht eben dramatisch klar, daß es irgendwann zu spät ist, um sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren.

„Was ist denn wichtig für Dich? Was willst Du denn?“

„Was jeder will. Ich will geliebt werden und lieben. Mit Leidenschaft und echten Gefühlen. Tiefgründige Gespräche und endlich mal wieder lachen. Gott wie ich lachen vermisse. Bei mir ist gerade alles grau in grau und ein Bisschen Scheiße dazwischen. Oder wenn ich nur mal wieder weinen könnte. Ich fühle mich so tot.“

„Hast Du denn schon mal an deiner Blase gekratzt? Die scheint ja recht gespannt zu sein. Vielleicht hilft das ja mal?“

„Ich trau mich nicht.“ gebe ich kleinlaut zu und lasse den Kopf hängen. Und das stimmt Seit Monaten geht es mir schlecht aber ich funktioniere. Ich fühle mich leer und erschlagen, sinnentleert und ungeliebt. Ich habe keine Kraft um auch nur den Stock zu halten mit dem ich diese Blase zum Platzen bringen könnte. Und ganz ehrlich ich habe so eine scheiß Angst davor was dann passiert.

„Komm mal her“ sagt der Bär und nimmt mich in den Arm. „ich bin doch da.“ Ich lasse mich fallen in sein flauschiges Fell rieche seinen wohlbekannten, wunderbären Duft und fühle mich geborgen. Hier kann ich loslassen. Tränen rollen. Gott wie ich das gebraucht habe. Keine Worte einfach fühlen. Und dann kommt er, der Schmerz. Die Welle überrollt mich. Sie reißt mich davon in die Erinnerung an schlimme Dinge. Alle fein säuberlich in Boxen gesperrt waren sie versteckt, verschlossen und sicher verwahrt. Und doch haben Sie tatsächlich meine Seele eingekerkert, in Ketten gelegt und von mir getrennt. Nun schießen sie endlich befreit auf mich zu, fahren durch mich hindurch und tun mir weh. Schmerz durch dringt mich in jeder einzelnen Zelle meines Herzens. Ein stechender, übler und unglaublich drückender Schmerz. Ich möchte schreien doch es entfährt mich nur ein Schluchzen. Ich heule aus tiefster Trauer. Mir laufen die Tränen übers Gesicht, den Hals hinunter bis auf die Brust. Über dem Herz gibt es eine heftige Reaktion. Wie giftige Säure brutzelt es auf der Haut. Ätzender Dampf steigt auf. Die Haut schlägt Blasen, doch wo vorher Schmerz war ist nun geläuterte Reinheit. Meine Tränen haben die Schmerzen aufgelöst, abgewaschen, ausgemerzt. Ich fühle mich als hätte mir jemand meine Schale geknackt und nun stehe ich da wie ein gebrochener Arm nach 6 Wochen Gips. Lummelich blass und kraftlos. Mir schlackern die Knie. Als ich meine Augen wieder öffne ist alles schwarz. So wie es vorher in mir aussah, schaut es nun um uns herum aus. Doch es gibt auch Sterne die klar und hell am Himmel scheinen. Ein unheimlich schöner Anblick. Ich richte mich im Schoß meines Xellsbeers auf und schaue mich um. Wie ein kleines Kind auf Vaters Knien sitze ich bei ihm und genieße diese Geborgenheit. Er nimmt mich wieder fest in den Arm und meint:

„ Schwere Geburt.“

Auch ich umarme Ihn und drücke ihn ganz fest. Doch eigentlich will ich nur noch näher bei ihm sein.

„Danke, daß Du bei mir warst.“

„Bin ich doch immer kleiner“

Und tatsächlich ist er riesig. Oder bin ich so klein? Egal. Ich habe überlebt. Das zählt.