Freitag, 10. Januar 2025

Erfolg?

 Hey Xellsbeer

"Seit meinem letzten Besuch habe ich mir ein paar Gedanken gemacht." sage ich zum Xellsbeer als ich ihm über den Weg laufe. 

"Man sollte es nicht glauben. Du denkst nach?" lächelt er mir entgegen.

"Haha!" aber ich lasse mich nicht beirren: "Ich habe mich gefragt, ob wir aus dem Blog hier was machen können. So mit richtig Erfolg und tausenden von Likes."

"Warum?"

"Na das wäre doch was, wenn ich hiermit Geld verdienen würde. Oder vielleicht sogar davon leben könnte. Nicht mehr jeden Tag zur Arbeit sondern irgendeinen Blödsinn ausdenken und hier aufschreiben. Die ganze Welt würde darauf ungeduldig warten, was mir als nächstes einfällt und dann glücklich und zufrieden den Like-Button drücken. Wir könnten im Wohnmobil durch die Welt fahren und von unseren Eindrücken und Abenteuern berichten. Was für ein Leben." schwärme ich ihm vor. 

Ungläubig schaut mich der Xellsbeer von der Seite an. Dann kratzt er sich am Kopf und schaut in die Ferne. Dann wieder zu mir.

"Ich dachte ich bin für DICH da und du machst das für uns. und mal ganz ehrlich: Wen sollte bitte schön interessieren, was Du denkst außer uns beiden?" Ich schaue in seine klaren blauen Augen und sehe echte Zweifel.

"Vielleicht müsste man ein paar Sachen erfinden oder spannender Erzählen und die Beiträge müßten kürzer sein. Wer ließt schließlich so lange ein und denselben Text?" versuche ich mich raus zu reden. "und ich bräuchte vielleicht noch jemand für die recktschreipfeler, ein neues Designe und ne andere Schrift." schwärme ich ihm vor

"Glaubst Du wirklich ich würde da mitmachen würde?"

Erschrocken schaue ich ihn an. Ich habe mir darüber noch garkeine Gedanken gemacht. Schließlich ist das hier ja mein Blog und der Xellsbeer die Ausgeburt meiner Phantasie.. hätte er denn eine Wahl. 

Mir kommen Bilder in den Sinn. Ein Xellsbeer in Ketten in einem dreckigen, dunklen Verlies bei Fackelschein und ich mir der Peitsche als Antreiber: "Los beweg dich!" "Sag mir was ich hören will!" oder "Erlebe gefälligst ein Abenteuer!" schreiend, während der Xellsbeer bockig und wütend auf mich alles verweigert, was ich von ihm will. Ich muß mich schütteln. Nee das will ich nicht. Ich falle ihm in die Arme und schluchze ein "tut mir leid" an seine Brust. 

Das hier bleibt ein kleiner Blog in einer schillernden Seifenblase, in einer vergessenen Niesche irgendwo im Internet. Keiner kennt den Weg. Niemand schaut her. 

"Nur Du und Ich mein Bester!"


Samstag, 4. Januar 2025

500 Besucher

"Hey Xellsbeer, ich habe mir mal dein Leben angeschaut. Letztes Jahr liefs richtig gut mit uns beiden. Ich habe letztes Jahr die meisten Beiträge hier geschrieben. Noch nie so viel über dich erzählt. Noch nie so oft an dich gedacht. Dich wohl noch nie so nötig gehabt, wie letztes Jahr?"

Ich kratze mich am Kinn. Gefühlt ging es mir doch im Jahr davor am schlechtesten. Wie kommt es?

"Da hast du noch gedacht du schaffst es alleine. Du brauchst niemand!" raunt mir der Xellsbeer ins Ohr.

"Ha ja genau - damals!" ich überlege was mich damals geritten hatte. Was mir das Leben doch für ein Bein gestellt hatte. Zuerst bin ich im Dreck liegen geblieben um dann direkt in den Himmel zu steigen und den Bodenkontakt zu verlieren. "Was für eine  Achterbahn!"

"Und wer hats gerichtet?"

"DU! Xellsbeer. Du warst für mich da - unter anderem. Aber dein Anteil war nicht unbedeutend. Danke!" Ich umarme meinen Xellsbeer und drücke ihn mal ganz fest. Nicht daß ihm das viel ausmacht aber mir tut es gut. Wieder!

"Ich habe mir die Zahlen mal angeschaut und gesehen, daß hier letztes Jahr an einem Tag fast 500 Leute zu besuch waren. Das muß ja ein irrsinniges Gedränge gewesen sein. Wo hast du die denn alle untergebracht?" 

Der Xellsbeer schaut mich ganz vorwurfsvoll an: "Ja das war echt nervig. Kaum hat man sich in seine Höhle zurück gezogen da tauchte schon wieder jemand auf. Zum Glück kamen die ja nicht alle auf einmal. Aber die Leute sind ja so neugierig. Ich habe sie zu Teil garnicht verstanden. Wo die überall herkamen. Und was die von mir wollten. Aber das Schlimmste war, daß sie mir alle hinterhergelaufen sind, egal wohin und wie schnell ich gelaufen bin. Das war ein Tag"

"Tja das ist die Kehrseite des Ruhms. Wenn man berühmt berüchtigt ist, wie du hat mein einfach keine ruhige Minute. Und 500 Leute sind im Internet ja noch nicht mal wirklich viel. Es gibt Blogs mit Millionen von Besuchern täglich. Das sind Zahlen!"

"Bleib mir bloß weg. Ich will garnicht berühmt sein. Ich bin doch eigentlich nur für dich da und nicht für die ganzen Leute da draußen. Nur gut, daß es da einen Ort gibt, wo ich meine Ruhe habe."

Ich schaue ihn verwundert an. "Wo ist der ?"

"In deinem Kopf! Da wo sich mein eigentliches Leben abspielt. Hier im Blog schreibst du ja nur über unsere Erlebnisse. Das ist eher wie die Theaterinszenierung unseres Lebens. Aber was wir in deinem Kopf erleben... Das ist unser wahres Leben. Da gehts richtig ab."

"Stimmt!" sage ich schmunzelnd. Und dann fällt mir ein was der Xellsbeer meint und denke an all die Dinge über die ich noch garnicht geschrieben habe....

"Weißt Du was?" fragt mich der Xellsbeer dann, "wenn ich mal ganz viel Langeweile habe mache ich auch so einen Blog und schreibe auf, was Du nicht aufschreiben wolltest. Das wird ein Spaß!"

Mir wird ganz heiß und kalt 

"Ach ja?" Ich schaue mich unauffällig in seiner Höhle um. Nirgends ein Computer oder Handy. Nirgends eine WLAN Box. Ein wenig erleichtert wische ich mir den Angstschweiß aus der Stirn und atme tief aus. "Irgendwann... Aber eigentlich ist das Schreiben ja eher meins und nicht deins oder? Ist doch viel zu kompliziert.... Was gabs denn eigentlich zum Mittag?"

Meine List hat funktioniert. Er vergisst, was er vorhat und rührt in dem Topf über dem Feuer herum. "War lecker. Möchtest du gerne probieren?" 

Klar! Alles ist besser als die Geschichten, die niemand zu wissen braucht. 

Puh noch mal Glück gehabt. 

Mittwoch, 1. Januar 2025

Prosit Neujahr


Ich sehe den Xellsbeer schon von weitem vor seiner Höhle sitzen und die Sonne genießen. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Augen geschlossen. 

"Hey Xellsbeer! Ein gutes neues Jahr für dich! Viel Glück und Gesundheit!" rufe ich Ihm zu. 

Da steht er auf und nimmt mich fest in den Arm. "Auch wenn das alles Blödsinn ist wünsche ich dir auch viel Glück für das kommende Jahr. Aber vor allem Offenheit für alles was dir dein Leben so bringt. Du hast es dir schließlich schwer genug gemacht die letzten Jahre."

Ich bin ein wenig geknickt. Als ob ich mir das Leben selbst schwer gemacht hätte. Es ist so viel passiert, wofür ich doch wirklich nichts kann. Der Tod von lieben Menschen oder auch von solchen die man nicht mag und die einem nicht gut getan haben oder, daß meine Frau sich trennte war doch nicht meine Schuld. Auch wenn ich das nur gedacht habe und es nicht ausgesprochen habe sieht es mir mein Xellsbeer an oder ließt meine Gedanken. Das ist wohl auch nicht so wirklich schwer für ihn. Das Grübelzentrum liegt ja gleich neben der Phantasieblase aus der der Xellsbeer entsprungen ist. 

Er lacht mich an. "Komm darüber bist du doch weg. Den Schritt aus der Opferrolle hast du doch letztes Jahr schon gemacht. Da willst Du doch nicht mehr hin."

Naja so ganz hat er nicht unrecht. Da bin ich wohl im neuen Jahr gleich mal wieder in alte Muster abgedriftet. "Hast ja recht. das sollte mein Motto für dieses Jahr sein:

                        Schmerz gehört zum Leben - Leid ist optional!"

Man muß sich das nur oft genug vorsagen, dann glaubt man es irgendwann. Und dann kommt der Schweinehund doch wieder heimlich von hinten um die Ecke. 

"Mann Oddo Du gibst deinen Fehlern zu viel Raum. Du solltest dich an was Gutem und Schönen hochziehen. Du bist auf dem Weg nach oben nicht nach unten. Da gehörst du hin. Mußt es nur zulassen. Aber das ist deine Entscheidung"

"Ach Xellsbeer ich habs nicht so mit guten Vorsätzen. Die klappen doch nicht."

"Eben. Keine Vorsätze... Umsätze. Stell dir vor wie du dein Leben haben willst und setze es für dich um. nicht für deine Kinder nicht für deine Nachbarn, nicht für instagram. Einfach weil es für dich gut ist und es geil wird, wenn es klappt. Und das Tolle: das kann man an jedem Tag anfangen. Nicht nur am Anfang des Jahres" meint er augenzwinkernd und knufft mich liebevoll in die Seite, daß ich fast im Matsch lande. 

Auf dem Heimweg denke ich darüber noch nach. So ganz Unrecht hat er da wohl nicht. Also muß ich mir ein neues Motto für dieses Jahr suchen. Nee halt für mein Leben. zumindest mal ein Jahr lang. Irgendwie zaubert mir der Gedanke ein Lächeln auf´s Gesicht. 

Funktioniert.

Donnerstag, 12. Dezember 2024

Frieden

 Frieden...    

"Ach ich liebe diese Jahreszeit Xellsbeer." Sage ich zu meinem Xellsbeer und als ich zu ihm rüber schaue sehe ich, wie er die Augen geschlossen hat und die Nase in den Winterwind reckt, als wittere er seine nächste Beute.

"Frag mich mal. Das ist die Beste. Alles wird still und ruhig. Keine lästigen Fliegen mehr, keine Schnaken und wenn es morgen endlich zu schneien beginnt wird alles ganz still und dumpf. Dann werde ich mich in meine Xellsbeerblase zurück ziehen und endlich meinen Winterschlaf anfangen. Da freu ich mich drauf. Endlich Ruhe und Frieden....!" Damit macht er es wieder. Er schließt die Augen und atmet tief die frische Luft. Ganz tief bis zum Bauchnabel ein. Dann läßt er sie ganz langsam wieder aus sich heraus strömen und öffnet verträumt die Augen. Wieder mit diesem seelige Blick. "Solltest Du auch mal versuchen! Du schaust schon wieder so gestreßt aus mein Alter."

"Frieden - Ja das könnte ich echt brauchen. Ich habe gerade wirklich so eine Schmeissfliege, die mir tierisch auf die Nerven geht. Die mich die ganze Zeit piesackt und mir meinen Frieden stiehlt."

"Dann verscheuche sie doch!" 

"Wenn das nur so einfach wäre... Sie weigert sich wehement und legt mir ständig Steine in den Weg und versucht mir das Leben schwer zu machen. Außerdem versucht sie mich aus meinem Haus zu vertreiben. Man könnte gerade meinen, es gäbe keine anderen Dinge um die sie sich kümmern müßte. Sie ist so voll Hass und Verbitterung, daß sie garnichts mehr anderes sieht."

"Oh je mein Bester, das ist bitter. Aber versuche es doch mal: Hol ganz tief Luft, halte sie ein wenig und laß dann mit der Ausatmung einfach alles los."

Ich schließe wie geheißen die Augen, hole tief Luft bis zum Bauchnabel, halte dann inne und lass alles fahren. Beim ersten Mal ist nicht viel dabei. Beim zweiten Mal fühle ich ein wenig Erleichterung und beim dritten Mal löst sich eine Verspannung im Rücken und es wird mir ganz leicht ums Herz. Nach dem vierten Atemzug habe ich auch alle Gedanken an diesen Plagegeist hinter mir gelassen und schnuppere, nun auch die Nase in den Wind gerichtet. Stille legt sich um uns und gerade als ich zum nächsten Luftholen ansetzen will fliegt mir eine Schneeflocke ins Nasenloch und ich verschlucke mich ganz furchtbar, muß nießen und husten gleichzeitig. Mein Xellsbeer schielt mit einem offenen Auge zu mir hinunter und meint:

"Das üben wir noch mal!"

Ich muß lachen und bekomme mich fast nicht mehr ein. Ich fands lustig. Wie gut es mir tut mal wieder so richtig aus vollem Herzen zu lachen. Schließlich fällt auch der Xellsbeer in mein Lachen ein. 

Als wir uns wieder beruhigt haben rumple ich ihn ein wenig an und flüstere :" Danke!"

Er rempelt mich zurück und raunt: "Nicht dafür! Dafür bin ich doch da. Hast Du dir eigentlich schon mal überlegt wie viel dir dein Frieden wert ist?"

"Wie meinst du das?"

"Warum hälst Du denn so krampfhaft an diesem alten Schuppen da unten fest? Ich finde da warst du doch noch nie glücklich. Mäuseverseucht das ganze alte Graffel. Was hält dich denn da?"

Ich will ihm zum hundertsten mal meinen Zeremon herbeten, daß ich nie wieder auf einen grünen Zweig komme, wenn ich das aufgebe und wie günstig die Finanzierung ist... Bla...bla... bla....Meine Kinder....Bla bla bla... Als mir klar wird, daß es vielleicht doch einen anderen Weg geben kann. Ja! Was ist mir denn mein Frieden wert? Ein wenig mehr an Sicherheit? Ein wenig weniger Gewissheit? Ich fange an zu grübeln und laufe den Rest des Weges stumm neben meinem Xellsbeer her, der mir alle Zeit der Welt läßt und einfach da ist um zu verhindern, daß ich in Kuhfladen oder Pfützen trete. 

Erst früh am nächsten Morgen habe ich eine Idee und kann endlich den Gedanken bei Seite legen, um friedlich ein zu schlafen. Als ich am nächsten Morgen aufwache habe ich eine Plan und wie ich feststelle, meinen Frieden gefunden. Aus der Mistfliege ist so eine kleine Erdmücke geworden die manchmal um ein und den selben Blumentopf hüpfen. Ich lasse mich nicht mehr von ihr stören. Soll sie dort glücklich werden oder auch nicht. Es ist mir einfach egal. So kann ich sie ausblenden oder noch besser: vergessen. Leb dein eigenes Leben. 

Ich habe meinen Frieden. 

Jetzt sehe ich wieder Licht und eine Chance für eine glückliche Zukunft. Endlich!

Da höre ich ein breites Grinsen meines Xellsbeers hinter mir. Ja - Sein Grinsen ist so laut, daß es mich in den Ohren kitzelt und ich kann garnicht anders als mit zu grinsen und meine gute Laune scheinen zu lassen. Ich falle dem Xellsbeer um den Hals und sage leise: "Danke, daß es dich gibt."

"Ich bin so stolz auf Dich. Was Du im letzten Jahr so aus dir gemacht hast ist ein Wunder. Du bist ein Wunder. Sei dankbar dafür!"

Und das bin ich. Jeden einzelnen Tag. Und wenn ich es mal vergesse ist da jemand, der es mir sagt. Mal mit einem kleinen Knuff- Mal mit einem Tritt. Aber immer liebevoll. 

Sagt er zumindest.

Danke dir.



Mittwoch, 30. Oktober 2024

Liebe

 Ich sitze auf meinem Kissen. Habe die Augen geschlossen. Lasse die Gedanken ziehen. Ich versuche an keinem hängen zu bleiben. Das ist nicht so ganz einfach, denn in meinem Kopf herrscht ein Sturm. Dicke Wolken verdunkeln meinen Himmel. Sie verdecken die Sonne. Ich weiß, daß sie scheint doch ich spüre sie nicht. Mir ist irgendwie kalt.

Da sprühre ich plötzlich zwei befellte Arme, die sich um mich legen. Ich spüre wie sich eine Brust und ein Bauch gegen meinen Rücken drücken und schließlich zwei starke Beine meinen Schneidersitz umschließen. Plötzlich fühle ich mich geborgen. Im selben Augenblick reisen die Wolken auseinander und ein Sonnenstrahl fällt mir direkt ins Gesicht. Er wärmt mich, Er wärmt mein Herz und ich spüre Liebe, die mich umfängt wie mein Xellsbeer, der sich  gerade um mich gekuschelt hat, um mir den Rücken zu stärken. Ich spüre seine Liebe, die mein Herz durchflutet wie ein reißender Strom. Ich fühle diese Liebe in mir vom Scheitel bis in den kleinen Zeh. 

Ein Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen. 

Da sehe ich mein kleines Ich vor mir. Ängstlich und zitternd vom Weinen steht es vor mir und schaut mich flehend an. Ich nehme mich in den Arm und tröste ihn. 

"Alles wird gut."

Ich gebe ihm all meine Liebe weiter und er geht in mir auf. Als glücklicher Teil von mir. Alle meine Ängste sind wie weg geblasen. Voller Zuversicht kann ich in den Tag staren. 

Als ich meine Augen öffne ist kein Xellsbeer da. Klar er ist längst im Winterschlaf und träumt friedlich in seiner Höhle. Aber wenn ich ihn brauche ist er für mich da. Das ist unsere Verbindung, die ich so lange schon spüre. Die mich mein Leben lang begleitet hat. Aber erst jetzt kann ich sie wirklich fühlen:

Meine LIEBE für mich.