Freitag, 10. Oktober 2008

REchtschreibfeler

Als ich zu schreiben begann gab es in unserem Deutschbuch einen Fehlerteufel namens Uli. Er machte alle möglichen und unmöglichen Rechtschreibfehler um uns Schülern zu zeigen, wie man´s nicht macht. Er begleitete uns durch die ersten beiden Jahre des Schreibenlernens und als er uns im 3. Schuljahr verlassen sollte hat er sich bei mir eingenistet. Ganz heimlich versteckte er sich zunächst hinter meinem linken Ohr und brachte mich dazu alle möglichen und unmöglichen Rechtschreibfehler zumachen. Während der Mathestunden saß er gemütlich in meinem Nacken und träumte von endlosen Aufsätzen und Diktaten, in denen ich kaum ein Wort richtig zu schreiben vermochte. Im Förderuntericht hielt er mir krampfhaft beide Ohren zu und verhinderte fieberhaft, daß auch nur die kleinste Eselsbrücke in mein Gehirn vordringen konnte. So kam es wie es kommen mußte: Diktate mit 20 bis 30 Fehlern brachten nur meine Lehrer an den Rand der Verzweiflung. Mit meinen Aufsätzen glich ich einen Großteil der 6er aus den Diktaten wieder aus. Es reichte trotzdem nur auf die Hauptschule. Was solls.
Irgendwann fand Uli dann den geheimsten aller Geheimwege, die Pforte ins Inneremeines Kopfes. Er machte sich in meinem Gehirn breit, massierte meine Rindenwindungen und zupfte an den Nervenenden (meiner Eltern!). Er spielte mit den Neurotransmittern Billard und badetet in Endorfinen. Niemand glaubte mir, daß ich für diese ganzen von mir fabrizierten Fehler garnichts kann,daß ich viel mehr vom (Fehler-)Teufel besessen bin. Nein ich wurde als dumm und faul abgestempelt. Uli wurde zu einem Teil von mir und ging gänzlich in mir auf.
Irgendwann hörte und spürte ich ihn nicht mehr und bekam eine kleine Pause von seinen Einflüsterungen. Er fand andere interessante Dinge in meinem Kopf um die er sich kümmern konnte. Meine Abschlußprüfung, das Autofahren, meine Ehe, und so wurde doch irgendwann meine Rechtschreibung besser, wenn auch nicht mein Leben, denn die Fehler verteilten sich ja jetzt auf andere Dinge.
Doch eines Tages spürte ich ihn wieder. Er tanzte auf dem Amügdala Cha Cha und tauchte voll Inbrunst in meine Gehirnwindungen ein, als er hörte, daß die Rechtschreibung reformiert werden sollte. Welch ein Fest für einen Fehlerteufel. Noch heute habe ich am 16.4. ein schwindeliges Gefühl im Kopf. Der Tag an dem Uli zum ersten mal von der Rechtschreibreform erfuhr wird noch heute ausschweifend gefeiert.
Ein zweites Aufschreien ging durch meinen Schädel, als Uli durch mich das Internet entdeckte. Jene unendliche Weite ohne jegliche Regel und Vorschrift, jene rechtschreibfreie Zone in der jeder schreiben kann wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Ein Paradies für Fehlerteufel. Der Himmel für meinen Uli. Ewige Glückseligkeit, wahrhaftige Erfüllung aller Fehlerteufelträume. Unendliches Toben und Tirilieren drang durch meine Finger. Kribbeln und Zucken erfüllte meine Hände, wenn ichmein Lieblingsforum öffnete. Unfassbare Zufriedenheit umfängt mich, wenn ichwieder eine komplett kleingeschriebene Email versandt hatte.
Doch alles findet einmal sein Ende: Firefox hat bei mir ein automatisches Rechtschreibprogramm installiert. Jeder Fehler wird erbarmungslos angezeigt. Alles automatisch berichtigt. Kaum Chancen auf Fehler. Plötzlich hatte ich tierische Kopfschmerzen. Da wurde mir bewusst, daß heute mein Fehlerteufel vor geplatzt ist. Leider genau in der Gegend meines Hirns, die zuständig ist für richtiges Schreiben. Somit hat er doch och seinen Lebenszweck unauslöschlich ollbracht und mich damit versehrt. Mein Hirn verwundet. Mein Rechtschreibbewußtsein zerfetzt.
Wer also einen Rechtschreibfehler findet darf ihn gehalten und sollte in stiller Trauer meinem Fehlerteufel dendenken.

In Memoriam
Uli

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